Samstag, 9. Mai 2009
05. Die Fahrschule
Als erstes die allerliebsten Gruesse an meine Mama! Die hat heute naemlich Geburtstag! Nachtraegliche Glueckwuensche im Gaestebuch sind herzlich willkommen und gern gesehen! :) Sie freut sich ganz sicher!

Heute soll es schon am Freitag einen kleinen Bericht geben! Alle Ereignisse vom uebrigen Wochenende werd ich dann wohl wieder Anfang der Woche aufschreiben.

Diesmal dreht sich alles irgendwie um Autos, schliesslich sind die Dinger hier in den USA allen besonders wichtig! Kleine Notiz am Rande: Ich hab heute den Van fuer ca. 45 Euro Cent pro Liter “Regular” getankt!
Peng! Und meine Kollegen im Buero beschweren sich schon, weil angeblich die Preise gerade gestiegen sind...

Gestern hatte ich mir vorgenommen meinen sog. “5 hours course” zu machen. Um einen Fuehrerschein im Staate NY zu bekommen braucht man naemlich folgendes:

*die bestandene theoretische Pruefung (hab ich schon von erzaehlt)
*die Anwesenheitsbescheinigung eines 5 stuendigen Fahrschulkurses (nix mit Erste Hilfe..)
*und schliesslich die eigentliche praktische Fahrpruefung.
Kosten alles in allem ca. 120 $.

Ich hatte mich also im Internet informiert und bei einer Fahrschule angerufen.
Mitschnitt des etwa 30 sekuendigen Telefonates:

“Hi! (seinen Namen sagt man hier nicht, wenn man nur was wissen will) I was wondering if you have any prelicensing courses this week.”
“ Oh yeah! There is one tomorrow from 5.30 to 9.30. Just walk in and bring 45$ in cash.”
“Sounds great! See you tomorrow!”

Super! Mehr wollt ich gar nicht wissen! Hab mir also den Weg bei Google.maps ausgedruckt und mich am Donnerstag sehr puenktlich bei der Arbeit verabschiedet. Ich dachte mir, dass es nicht schaden koenne, eine Stunde Zeit fuer die Fahrt und die Suche des Gebaeudes zu haben. Ich sollte Recht behalten!

An der Stelle angekommen, die Google mir am Tag zuvor gezeigt hatte, stand an dem Fleck, an dem das kleine A auf meiner Karte eingezeichnet war,…. Ein Burgerking! Manchmal ist das Leben echt zu komisch!
Gleich neben der Fritoese mit Fenstern war eine Werkstatt, in der ich einen der Mechaniker fragte, ob er die “Jim’s Cornerstone Driving School” kennen wuerde. Kannte er natuerlich nicht, war aber echt nett und hat alles versucht mir zu helfen. Konnte er aber im Endeffekt nicht.
Kurz bevor ich beleidigt den Heimweg antreten wollte, hab ich Jim’s Bude dann aber doch noch gefunden. 2 kleine Raeume, jeder etwa so gross wie mein Zimmer im Wohnheim, versteckt in einem riesigen Buerokomplex…

Ich war dann 10 Minuten zu spaet, aber Jim hatte eh noch nicht mit seinem Kurs begonnen,… er war zu beschaeftigt Baseball im Fernsehen zu gucken…
“Hey Buddy! You’re here for the 5h course? Give me your learners permit, 45 bugs and have a seat! I’ll be right with you!”

Kein Ding, Kumpel!
In dem hinteren kleinen Raum sassen schon etwa 5 andere Leute. 2 junge Maedchen, die offensichtlich ihren ersten Fuehrerschein machten, ein mexikanischer Bodybuilder in grauem Trainingsanzug, ein Junge, den sie bestimmt mit 2 Bier zuviel am Steuer erwischt hatten und ein Typ, der wirklich ins Fernsehen gehoert. Total zerrockert, als haette er 5 Tage durchgemacht, nuschelte er ununterbrochen etwas vor sich hin. Entweder in sein Handy, zu uns, die alle versuchten ihn so gut es ging zu ignorieren, oder zu Jim, der eigentlich John hiess… Das faellt mir jetzt erst auf!

Der kaputte war auf jeden Fall nicht zum ersten mal da, konnte er doch fast den gesamten Text, den John mit viel Muehe seinerzeit auswendig lernen musste, fast Wort fuer Wort mitnuscheln. …oder zumindest nachnuscheln… Was er auch tat.
Da sassen wir also…
Alles began mit einem 25 Fragen Test, der frueher mal als Abschluss des Kurses fungierte. Die 45 Dollar desjenigen, der ihn nicht bestand, waren beim naechsten Kurs gern gesehen. Vor einiger Zeit hatte man jedoch das Gesetz dazu geaendert und so wurde unser Test nicht bewertet. John gab uns deutlich zu verstehen, dass es ihn nicht auch nur einen Funken interessieren wuerde, was jeder von uns mit stumpfem und viel zu kurzem Bleistift auf das Blatt Papier kritzeln wuerde. Doch stellte er uns in Aussicht, dass wir alle 45 Minuten frueher gehen duerfen, wenn einer den Test mit 100% besteht. Das haette naemlich seit Jahren keiner geschafft.
Mein Ehrgeiz war geweckt! Endlich etwas, fuer das es sich zu kaempfen lohnte! Ich hatte gleich das Gefuehl, dass meine Mithaeftlinge mir nicht wirklich helfen wuerden, und leider hatte auch ich 2-3 Fragen, bei denen ich die Schilder noch nie gesehen hatte oder die Schluesselwoerter in den Fragen nicht kannte. Oder wisst ihr, was die “beams” sind am Autowagn?

Naja, also mussten wir hier wohl zusammen durch..
Nach dem zu erwartenden Text ueber: Es ist nicht in Ordnung unter dem Einfluss von Drogen oder Alkohol Auto zu fahren, sahen wir einen 30 minuetigen Film aus den 60er Jahren. Eine wahre Geschichte ueber einen olympischen Turmspringer, der nach 2 Bieren in eine Gruppe von Jugendlichen gefahren ist und danach 25 Jahre hinter Gittern musste... Soviel zur Abschreckung! Ich hab John’s Stimme heute noch im Ohr und das war wohl auch alles, was der gute Mann erreichen wollte:
“I’m not a saint, guys! That's for sure! And we’ve all done shit before. But: BE CAREFULL!”

Danach war erstmal 30 Minuten Pause angesagt, schliesslich hatte John den ganzen Tag damit verbracht, fuer den US Postal Service Briefe auszufahren.

Woher ich das wusste? Naja,… er sah ungelogen aus wie Doug Haffernan (King of Queens) in seiner Uniform mit Abzeichen auf der Brust und kurzen Hosen. Kein Scherz!
Er gab uns also den Toilettenschluessel (Klo war am anderen Ende des Flures, wenn ich mich recht erinnere) und brauste in seinem schaedderigen Toyota zu McDonalds…
Mit etwas Abstand betrachtet denk ich: ziemlich leichtsinnig seine "Kunden" in dem Schuppen alleine zu lassen.

Der Bodybuilder versuchte keine Zeit zu verlieren und fing an, eines der Maedchen nach ihrer Handynummer zu fragen… Wahrscheinlich setzten ihm die Steroide des Proteinshakes vom Vormittag noch etwas zu… Vielleicht wollte er aber auch nur schnell in Las Vegas heiraten, bevor die Mexico Grippe bei ihm ausbricht. Hier heisst sie uebrigens immernoch “Swine flew”, was soviel wie Schweine- oder Drecksau-Grippe heisst.
Die letze Uebersetzung wuerd ich gern mal in der Tagesschau hoeren! ;)

Die vorherigen Saetze ueber Max Muskel sollen mir nicht zum Nachteil ausgelegt werden! Ich hab nur was gegen Leute ohne Anstand, das ist alles!

Als John dann endlich wieder angeknattert kam, legte er uns die naechste DVD mit 3x30 Minuten Verkehrsvideo ein, die er nach eigenen Angaben per Gesetz zeigen muesse! Alles klar, Johnny! Dann ist also das Video ueber den besoffenen Turmspringer ganz allein auf deinem Mist gewachsen! Danke…fuer nichts!

Ich hab versucht waehrend der naechsten 90 Minuten zu schlafen, leider waren die Stuehle verdammt unbequem und man kam auch nicht richtig zur Ruhe. Der monotone Sprecher des Verkehrsgeloetes mischte sich naemlich mit dem Kommentator des mittlerweile begonnenen Basketballspiel der Celtics, das sich mein guter Johnny im Nebenraum natuerlich nicht entgehen liess.

Waehrend der letzen 10 Minuten des Films rief er dann jeden einzelnd zu sich rueber und man musste sein “Zertifikat” fuer die Teilnahme an diesem lebensrettenden Kurs unterzeichnen.

“Do you have any questions, Will?”
Da war es wieder!
Komischerweise stoerte mich diesmal weder der monotone Ton seiner Worte, der mir signalisieren sollte, dass Johnny keine Fragen erwartete, noch dass er, wie so viele hier, dachte, mein Nachname sei der Vorname.

Im Auto angekommen, bemerkte ich dann, dass er uns 30 Minuten vorher entlassen hatte. Aus dem angekuendigten 5 stuendigen Kurs, haette man also ohne Laberei und unnoetiger Pause auch 2 Stunden machen koennen. Und selbst die waeren verschwendet gewesen. Zumal einem am Telefon ja auch nur 4 Stunden versprochen wurden. Der aufmerksame Leser hat es bereits bemerkt…
Nun gut! Wieder etwas, das hier drueben einfach anders ist als zu Hause.

Der letzte Teil dieses Eintrags handelt von einem neuen Freund!
Versteht mich nicht falsch: Der Indianer hat in Chicago allerbeste Dienste geleistet und ich vermisse ihn immernoch schmerzlichst!
Trotzdem darf ich nicht ganz ohne Stolz seinen Nachfolger vorstellen, den ich fuer die naechste Woche fahren darf.



Das ist ein 2008 Dodge Charger! Sowas hat Festo hier als Firmenwagen stehen. Hab noch keine genaueren Daten rausfinden koennen, aber er klingt einfach unglaublich gut und macht verdammt nochmal einen echt schlanken Fuss, wenn ihr mich fragt! Ich hab wirklich nicht viel Ahnung von Autos und schreibt mir ins Gaestebuch wenn ich mich irre, aber wenn ein Motor die 100 km/h mit gerade mal 1500 Umdrehungen/min macht, dann steckt da einiges drin. Leider war auf dem Heimweg zu viel Verkehr…

Die Aussichten fuers eigentlich schon angebrochene Wochenende sind noch nicht ganz klar. Das Wetter soll schlecht sein und es finden sich gerade auch nicht wirklich viele Leute, um in die Stadt zu fahren.
Die grosse Touritour ist also abgesagt und vielleicht geht es auch nur in die Bars in Port Jefferson.
Wir werden sehen!

Freu mich auf jeden Fall morgen zu Skypen und dabei meine erste Post aus der Heimat zu oeffnen! ;)

Wer uebrigens Lust auf spannenden Handball, tolle Stimmung in der Halle und klasse Loide in Hamburg hat:
Der FC St.Pauli veranstaltet am Samstag wieder seinen jaehrlichen St.Pauli Cup! Die Hallen sind Chemnitzstrasse und natuerlich die Heimhalle in der Budapester Strasse.
Die Jungs sind fleissig am Kuchen backen, was ich so gehoert hab und Grillfleisch ist angeblich bei der Saisonabschlussfeier auch noch reichlich uebergeblieben.
www.fcstpauli-handball.de
Ein Besuch lohnt sich also in jedem Fall!

Weiter musste ich leider diese Woche bemerken, dass es mittlerweile in Hamburg nicht nur “IN” zu sein scheint, sich mit den Farben unseres traditionsreichen Kiezclubs zu schmuecken, sondern gerade auch gegen den nicht minder historischen Hamburger Sport Verein zu wettern. Sich ueber den Sieg des Gruen-Weissen-Problemvorortes ueber seine eigene Stadt zu freuen, ist und bleibt mir ein Raetsel.

Viel Spass und haltet den Kurs!
Euer Willo