Dienstag, 7. Juli 2009
12. Sightseeing I & Robert Moses
Happy Birthday, America!

Das lange Independence Day Wochenende liegt hinter uns und irgendwie wird alles etwas ueberschattet vom ploetzlichen Ableben des King of Pop...
Natuerlich war die Bestuerzung allerorts riesig und wo wenn nicht hier sollte man dies als Anlass fuer die groesste Trauerfeier der Geschichte nehmen!?

Das gibts ja nicht! Da schreib ich das hier auf und durch das geoeffnete Fenster zum Hof hoer ich einen Mann lauthals heulen und wehklagen! Wirklich! Kein Scherz! Hoert sich bisschen an wie Scooby Doo... Naja, nun laeuft ja auch gerade die Trauerfeier im TV...
Ich geb den Amis noch eine Woche, dann ist alles vergessen. Alle MJ-CDs sind zwar ausverkauft, aber nach 3 Tagen und so vielen aufgebauschten News ist auch dieser Tod bald nichts mehr als ein alter Hut.

Mein Wochenende begann am freien Freitag, den ich mir ausgesucht hatte, um endlich den ersten Teil der Stadterkundung in Angriff zu nehmen! Ich fuhr also morgens bei bestem Wetter mit der Bahn nach Midtown Manhattan. Mein erstes Ziel war das Empire State Building. Ich hielt mich fuer besonders schlau, dieses Highlight noch vor dem Mittag zu machen. So sind bestimmt noch nicht so viele Touries da, dachte ich. Wieder einmal falsch gedacht...

Es dauerte eine geschlagene Stunde mit 2 Sicherheitskontrollen, 2 Fahrstuehlen und 5 mal Anstehen, bis ich endlich den Blick schweifen lassen konnte in den zugegeben noch etwas diesigen Himmel ueber dem Big Apple. Ich glaub es war etwa in diesem Moment, als ich so ein bisschen Frieden mit dieser Stadt schloss. Kurz gesagt: Es war der Hammer!
Ich haette mir eine bessere Kamera gewuenscht, um euch von dort oben alle Sehenwuerdigkeiten zu fotografieren, die ich bei diesem und beim naechsten Trip fuer und mit euch erkunden wollte.
Nachdem der Abstieg vom Mount Empire geschafft war, lag etwa das noch an diesem Tag vor mir:
Bryant Park, NY Public Library, Grand Central Station, Chrysler Builing, Waldorf Astoria Hotel, St.Patrick’s Cathedral, Rockefeller Center, Radio City Music Hall, Pulitzer Fountain, Central Park, Columbus Circle, Broadway und Times Square!
Das alles koennt ihr euch in der passenden Galerie ansehen, wenn ihr wollt!

Wirklich gut fand ich die groesste roemisch-katholische Kathedrale der USA, in der gerade ein Gottesdienst stattfand. Ich bin wirklich ein echter Fan von Kirchen, sofern es das Gebaeude an sich und die Stimmung darin betrifft. Als ich in einer der schmalen Holzbaenke sass, ueberkam mich aber dann doch unweigerlich das Disneyland-Gefuehl, dass ich immer habe, wenn ich dran denke, dass diese Dinge in den USA nur historisch aussehen, es in den meisten Faellen aber nicht sind.

Umgehauen hat mich dagegen der Time Square!! Ich hatte die Leuchtreklametafeln auf Bildern gesehen und ich wusste auch, dass ich mich auf ein paar Leute gefasst machen musste, die dort fuer Restkarten der vielen Broadway-Shows anstanden, aber dieser Platz war einfach der Wahnsinn! Abgesehen von der ueberwaeltigenden Fuelle an Farben und Formen, standen dort geschaetzte 2000 Menschen in einer Schlange die sich wie ihre Namesgeberin kreuz und quer ueber den gesamten Platz schlaengelte. Schoen, dass alles fuer Autos gesperrt war und das man Stuehle aufgestellt hatte, auf denen man dem Trubel in Ruhe zusehen konnte.

Dieser erste Ausflug hat definitiv Lust auf mehr gemacht! Das naechste Ziel wird neben dem GroundZero und Miss Liberty dann ganz bestimmt Five Points (Schauplatz des Films ‚Gangs of New York‘ und heute Chinatown) und Little Italy sein.

Sonntag ging es dann mit Cornelius zum Robert Moses Beach, um dort noch unseren Kollegen Phillip (ich glaub ich schreibe seinen Namen hier jedesmal anders...) und 2 Leute zu treffen, die bei ihm zu Besuch waren.
Der Strand konnte schon mit den meisten der Straende mithalten, an denen ich je war und das Wetter war so klasse, dass sich ein kleiner und beim Eincremen vergessener Fleck auf meinem Ruecken in einen schoenen Sonnenbrand verwandelt hat.
Da fliegen andauernd Hubschrauber drueber wech, die die Reichen und Schoenen in ihre Wochenendresidenzen in den Hamptons bringen. Ich guckte irgendwann auf, weil das eine Knattern immer naeher kam und dann auch nicht wieder leiser wurde...
Wie auf den neuen Fotos zu sehen ist, kletterte ein Typ an einer Strickleiter aus dem Copter und winkte allen am Strand zu. Das war Werbung fuer einen neuen Kinofilm. Bloed nur, dass keiner von uns lesen konnte, was auf dem Hubschrauber stand. Somit war das ja wohl mal rausgeschmissenes Geld...

Der Tag klang dann mit einem gechillten BBQ bei Cornelius in Babylon aus.

An dieser Stelle schoene Gruesse an Rantzow, viel Spass und Abenteuer auf See!!

Hab ich eigentlich schon von meinem ersten Frisoerbesuch erzaehlt??
Gar nicht weit von hier ist ein Shopping Plaza, also ein grosser Parkplatz mit winzigen Geschaeften drum herum. Eines eben dieser erregte mit einem kleinen ‚Haircutter‘ Schild ueber dem Eingang mein Interesse. Am folgenden Samstag bin ich also gemuetlich hingeschlaendert und dachte wie immer an nichts Boeses.
Ich oeffente die klingelnde Tuer und stand ploetzlich in einem Alptraum aus Kitsch und Plunder! Kennt ihr diese Asiatische Katze, bei der wer weiss warum immer nur ein Arm wackelt? Halber Meter gross! Abgetrennte Koepfe von Schaufensterpuppen mit quitsch-bunten Peruecken und abgetrennten Ohren sowie angeditschten Nasen grinsten mich ebenso an, wie der taetowierte, BaseballCap tragende, ziemlich schmaechtige Typ hinter der Kasse. Nach dem ersten ‚Hey‘ war mir klar, warum dieser Typ in einem Frisoersalon und nicht auf dem Bau arbeitete... Der Kerl war so warm, dass der hinter ihm stehende riesige Ventilator die bunten an ihn gebundenen Fransen auf obervolta durcheinanderwirbeln musste.
Nachdem ich ihm den Grund meines Besuches verklickert hatte, versank ich in einer angenehm kuehlen braunen Ledercouch und sah mich in Ruhe weiter um.
Es kam extrem schnulzige Musik aus dem kleinen silbernen Ghettoblaster auf einem der klapperigen Waegelchen, die Frisoerinnen immer neben sich stehen haben.
Zu dieser Musik wackelten 2 Damen theatralisch hin und her, waehrend sie ihren Kunden die Frisur versauten. Office in the Front. Party in the back. Mehr muss ich glaub ich nicht sagen. Angestrengt versuchte ich mir eine unmissverstaendliche Anweisung auf Englisch zurechtzulegen, damit der Lady gleich ueberhaupt keine Moeglichkeit blieb, mir auch so einen Redneck-Schnitt zu verpassen!
Beide trugen extra hohe Kork Sandalen, Leggings (rosa und silber in Schlangenoptik), waren geschminkt wie Beppo der Clown und hatten grandios auftoupierte Haare. Einfach gesagt: Ein Traum!
Eine von ihnen , Denise, versuchte dauernd das schlaefrig neben mir im Sofa luemmelde Pupertaetsopfer (das wohl ihr Sohn war) dazu zu motivieren, doch mal was vom gegenueberliegenden 7Eleven zu holen. Vielleicht wollte sie gar nicht merken, dass er mit den weissen Stoepseln im Ohr, mit denen er GreenDay hoerte, kein Wort von ihrem Gesabbel mitbekam...
Dann war ich endlich dran, um meinen einstudierten Text aufzusagen! Ich machte es langsam, verstaendlich und verstaerkte jedes Wort mit einer Geste, die meistens auf die bitte verbleibende Laenge der gerade behandelten Haarpartie auf meinem Kopf entsprach.
Sie tat so, als haette sie alles verstanden und eh ich mich versah (es konnten kaum mehr als zweieinhalb Minuten vergangen sein) stand ich auch schon wieder im grellen Sonnenlicht vor dem Laden. Die eine Hand vor den blinzelnden Augen, die andere hielt verkrampft eine kleine Karte umklammert. Text: Denise, MI + DO + SA, Haircutters Port Jefferson.

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