Montag, 20. Juli 2009
13. Sightseeing II
Es war einmal ein Reisender ohne Weitsicht...
(Ich wollte schon immer einmal eine Geschichte mit „Es war einmal...“ beginnen! Und nun ist es vollbracht!)

Wie schwer es einem die Amis doch manchmal versuchen zu machen. Als sei es das erste mal gewesen, dass ich hier in den USA versuche Kontaktlinsen zu bestellen. Bisher (etwa 6 mal in den letzten 2 Jahren) hat es immer einwandfrei und billig funktioniert. Ja gut,.. irgendwann haben die mal angefangen nach einem Augenarzt oder Optiker zu fragen. Lustigerweise machten sie es einem aber ganz einfach, einen von den Koeppen, der sich offensichtlich in der naeheren Umgebung von Chicago angesiedelt hatte, aus einer Liste auszuwaehlen und alle waren zufrieden. Schon war ich also offiziell Patient dieses wahrscheinlich netten und etwas materialistischen Dr. Andrews (Anm.d.Red.: sein Vorname war wahrscheinlich Bob -???- Recherchen und Archiv). Warum ich ihn einen Materialisten nenne wird gleich klar.
Bei der ersten Nachbestellung hier in NY dachte ich mir also nichts dabei und beliess meine Einstellungen im Online-Shop einfach so, wie sie von damals noch waren. Und alles lief wie immer. Lieferung innerhalb von 5 Tagen. Als auch diese 90 Linsen fast verbraucht waren und ich wieder bestellte, bekam ich eine nette Email. Man haette wie immer mein Rezept fuer die bestellten Linsen bei Dr. Andrews bestaetigen wollen, aber es sei ihnen leider nicht moeglich meinen Auftrag auszufuehren. Reason: No Patient!
Hmmm,... Recht hatten sie! Aber seit wann ist denn fuer eine Packung Linsen ein Rezept von Noeten? Und warum hatte der liebe Bob denn beim letzten mal die Bestaetigung meiner fehlenden Weitsichtigkeit erteilt? Doch nicht etwa um eine Art Rezeptgebuehr dafuer einzuheimsen?! Mir waer es recht gewesen. Leider bekam er aber wohl langsam ein schlechtes Gewissen und somit musste ich mir schnellstens etwas einfallen lassen, wenn ich nicht binnen 10 Tagen wie ein Maulwurf an der Wand des Bueros entlangtastend zu meinem Schreibtisch kriechen wollte.

Eine Bestellung ueber eine andere Webseite brachte leider die gleiche Email hervor. Reason: No Patient.
Das System scheinte in den letzten Monaten verbessert worden zu sein.
Dann fiel mir ein, dass Fabio gerade einen Augentest gemacht hatte. Kostenpunkt: 70 $. Diesen letzten Ausweg wollte ich noch nicht nehmen. Ich fand diesen Betrag nicht gerechtfertig dafuer, dass man mir eine alberne Brille aufsetzte, um nach und nach verschiedene Glaeser einzusetzten, um mir dann Werte mitzuteilen, die ich schon lange wusste.
Somit wollte das System leider mit einem Identitaetsklau ueberwunden werden. Fabio hat zwar schon die Nationalgarde durch unseren Urwaldhinterhof krabbeln sehen, doch er willigte ein, mich meine Linsen auf sein Rezept bestellen zu lassen. Und siehe da: Das System war uebergluecklich und dankte mir etwa 25x fuer meine Bestellung. Was fuer ein verehrter Kunde ich doch war...

Weniger glimpflich ging der Ausflug eines meiner indischen Mitbewohner aus. Er ist fuer ein paar Wochen zurueck in seine Heimat und wollte ein paar Sachen auf unserem Dachboden unterstellen. Soweit alles cool.
Irgendwie war mir doch aber so, als haette unsere Vermieterin schon vor Tagen eindringlichst darauf hingewiesen, dass keiner von uns auf den Dachboden ginge. Alles was da hinauf sollte, wuerde sie hinaufschleppen.
Ich habe in den letzten Jahren gelernt, dass Warnungen dieser Art meist einen nicht zu vernachlaessigenden Hintergrund haben. Leider fehlten meinem jungen Mr.Patel diese Jahre der Lebenserfahrung und er tat das, was diese Burschen hier anscheinend gerne tun. Sie hoeren einfach nicht auf das, was man ihnen erzaehlt.
Das Ende dieser Geschichte kam fuer ihn so schnell, dass er nichts weiter tun konnte als Fabio mit weit aufgerissenen Augen anzustarren und zu rufen: „Fabio, Fabio! Help!!“ Der zugegeben etwas staemmige Kollege steckte nach einem nicht ganz wohlueberlegten Schritt auf die Glaswolle-Isolierung da oben naemlich ploetzlich bis zur Huefte mit einem Bein im durchgebrochenen Fussboden! Naja, oder in der Decke. Je nachdem, von wo man sich den Schlamassel ansah. Ich war leider bei der Arbeit (oder im G'schaeft, wie Cornelius dauernd sagt. Komische Schwaben!) und so blieb mir der Anblick eines im Treppenhaus baumelnden Beines erspart.
Glueck im Unglueck! Waer er ganz durchgebrochen, haette er auch noch filmreif den Abroller ueber die 12 Stufen gemacht!
Hare Krishna, meine lieben Freunde!

Am Samstag hab ich sehr erfolgreich den zweiten Teil meiner Sightseeing-Tour in Manhattan bestritten! Nachdem ich beim letzten mal Midtown erforscht hatte, sollte es diesmal nach Downtown gehen.
Angefangen habe ich am GroundZero, an dem man leider nicht so viel sehen konnte, da alles durch einen hohen Bauzaun versperrt war. Einige Bilder in der Galerie sind aber ganz gut geworden. Ich wuerde eh vorschlagen, dass ihr euch die Bilder anseht, anstatt dass ich hier alles nochmal erzaehle.

Den groessten Eindruck hat an diesem Tag eine Staette auf mich gemacht, die eigentlich gar keine mehr ist. Five Points! Dazu ein kleiner Ausschnitt aus meinem Reisefuehrer:
„So idyllisch wie heute ging es in der Gegend uebrigens nicht immer zu. Bevor der Park u.a auf Initiative des daenischstaemmigen Foto-Journalisten und Sozialreformers Jacob Riis angelegt wurde, breitete sich hier einer der uebelsten Slums von New York aus: FivePoints, fuenf Strassenzuege, in denen vor allem irische Einwanderer lebten, die in verschiedenen grossen Wellen in die Stadt gespuelt worden waren. Auf engstem Raum traten hier – fast exemplarisch- die Schattenseiten der grossen Erfolgsstory des Einwandererlandes USA zutage: Arbeitslosigkeit, Armut, Strassenelend, Prostitution, Kriminalitaet und nicht zuletzt ethnische Bandenkriege, in denen sich die Gangs der verschiedenen Einwanderernationen blutige Strassenschlachten lieferten. Nicht selten ging es aber auch gegen die Natives, die in den USA geborenen Amerikaner. So etwa am 4./5. Juli 1857, als sich die Dead Rabbits, eine beruechtigte irische Gang aus dem Viertel, und die Natives der Bowery Boys zwei Tage lang die Koepfe einschlugen.“
Heute heisst noch eine Strasse dort Bowery, deren Verlauf einen von den Hollaendern befestigten Indianerpfad nachzeichnet. Der Name stammt von ihren ersten Farmen dort, den bouwerijs.
Danach schaute ich mir das „Blutige Eck (Bloody Angle)“ in ChinaTown an und lief am noch heute benutzten Hauptquartier des Hip-Sing-Tongs vorbei. Bei diesen Tong-Geschichten muss ich immer an „21JumpStreet“ denken... Ihr auch?
Dann schlenderte ich durch Little Italy, was eigentlich nicht sehr italienisch war und kam endlich an die dritte mir wichtige Kirche dieses Tages: Die Old St.Patrick’s Cathedral.
Sie wurde 1806 zum Schutz vor Uebergriffen der Natives hinter einer hohen Mauer gebaut! Ist glaub ich auch im Film „Gangs of New York“ zu sehen! Wie scheinbar alle Kirchen brannte auch diese im Laufe der Zeit ab und als sie wieder errichtet war, war der Bischofssitz schon in die grosse neue St.Patrick’s in der 5th Avenue umgezogen, die ich bei meinem ersten Trip besichtigt hatte.

Der Zufall wollte es so, dass meine Route an diesem Tag genau an der Housten Street endete. Wisst ihr eigentlich, dass das beruehmte SoHo-Viertel seinen Namen hat, weil es „South-of-Housten-Street“ liegt? ;) Logisch, oder?
Dort holte ich mir eines der weltberuehmten Katz-Deli-Sandwiches und chillte mich in einen Park, um mir ein paar Basketballspiele anzuschauen. Die Jungs (oder besser Titanen), die da spielen, sind einfach verdammt gut!! Hat echt Spass gemacht!
Wie gesagt, am besten ihr guckt euch die Bilder an, indem ihr auf die Galerie rechts clickt! In der Slideshow sind sie etwas zu klein.

Macht’s gut, Leute!

Und haltet den Kurs!

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